- TOS = Kompressionssyndrome des neurovaskulären Bündels an der oberen Thoraxapertur
- dazu gehören: Schultergürtelsyndrom, Kostoklavikularsyndrom, Skalenussyndrom, Pectoralis-minor-Syndrom, Hyperabduktionssyndrom, Paget-von-Schroetter-Syndrom (TIS, Thoracic-inlet-Syndrom), Halsrippensyndrom, Scalenus-minimus-Syndrom
Klassifikationstypen
Typ | Häufigkeit |
---|---|
neurologischer Typ, NTOS | 70 – 80 % |
arterieller Typ, ATOS | 3 – 5 % |
venöser Typ, VTOS | 5 – 7 % |
Mischform | 15 – 20 % |
konservativ
- keine Standardtherapie existent, ist individuell und von Habitus und Beschwerdesymptomatik abhängig
- spezielle Physiotherapie mit Stärkung der Schultergürtelmuskulatur und der Körperhaltung über mehrere Monate bei geringfügigen Beschwerden
- signifikante Verbesserung ist nicht vor Ablauf von 6 Monaten zu erwarten!
- chiropraktische Maßnahmen sind kontraindiziert!
operativ
transaxilläre Resektion/Exartikulation der 1. Rippe bzw. 1. Rippe + Halsrippe bei:
- verzögerter proximale Ulnaris- und/oder Medianusleitgeschwindigkeit
- schwersten nächtlichen Schmerzzuständen und hohem Analgetikaverbrauch bei normalen Leitgeschwindigkeiten
- morphologischen Veränderungen der A. subclavia oder bereits klinisch manifeste periphere Embolisation
- postthrombotischem Syndrom mit nachgewiesener Kompression der rekanalisierten V. subclavia sowie der Kollateralbahnen (McCleery-Syndrom) und daraus resultierender erheblicher Beschwerden
- erfolgloser konservativer Therapie oder Verschlechterung darunter
Die Indikation zur transaxillären Resektion wird in der internationalen Literatur von verschiedenen Disziplinen (Gefäß-Thoraxchirurgen, Neurochirurgen) kontrovers diskutiert, zum einen wegen der unterschiedlichen anatomischen Lokalisation der Kompressionssyndrome und zum anderen wegen der möglichen neurologischen Ausfälle durch Plexus brachialis-Verletzungen. Daher werden auch verschiedene Zugangswege beschrieben. In Deutschland stellt die transaxilläre Resektion der ersten Rippe jedoch den Goldstandard dar, welche bei 80 % der Patienten postoperativ zur Beschwerdefreiheit führt (konservativ 30 – 40 % je nach Grad der Schädigung).
Ziel der operativen Behandlung ist die vollständige Dekompression des neurovaskulären Bündels, um persistierende Kompressionen und Zweiteingriffe zu vermeiden (einzige kausale Therapie). Der operative Zugangsweg sollte gleichzeitig die Behandlung vaskulärer Komplikationen z. B. die Ausschaltung eines Subklavia-Aneurysmas, eine venöse Thrombektomie ebenso ermöglichen wie die simultane Durchführung einer thorakalen Sympathektomie. Mit Ausnahme des Pectoralis-minor-Syndroms (= Hyperabduktionssyndrom) können alle Kompressionssyndrome durch die Resektion des 1. Rippe bzw. 1. Rippe + Halsrippe therapiert werden.
Beim TOS/TIS sollte die Implantation eines Stents unbedingt vermieden werden; sie kommt maximal als Bail-Out-Prozedur mit nachfolgender zeitnaher Dekompression der oberen Thoraxapertur in Betracht.