Poplitealarterienaneurysmen (PAA) sind lokale Erweiterungen der A. poplitea auf mehr als 12 mm und mindestens auf das 1,5-Fache des Durchmessers des proximalen Arteriensegments [1]. Bei PAA mit einem Durchmesser von 20 – 30 mm beträgt die mittlere Wachstumsrate 3 mm pro Jahr, bei einem Durchmesser von über 30 mm liegt sie bei 3,7 mm [2].
Die A. poplitea ist zwar die häufigste Lokalisation peripherer arterieller Aneurysmen, das PAA tritt aber dennoch vergleichsweise selten auf. Die Prävalenz bei Männern über 65 Jahren liegt bei 1 % [3]. Frauen sind äußerst selten von einem PAA betroffen, nahezu alle in der Literatur beschriebenen Patienten sind männlich [4]. Die Prävalenz des PAA ist bei Patienten mit Aortenaneurysmen signifikant erhöht [5]. In einer Veröffentlichung aus 2016 wird eine Prävalenz für PAA von 19 % bei Patienten mit abdominellem Aortenaneurysma (AAA) beschrieben [6]. Bei Patienten mit bilateralem PAA liegt die Prävalenz für ein AAA bei 69 % [3].
Rund 80 % der PAA bleiben bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung asymptomatisch [7], allerdings werden ca. 14 % der klinisch stummen PAA pro Jahr symptomatisch [8]. Die Symptomatik entspricht dem Bild der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit mit Stenosen und Verschlüssen, intermittierender Claudicatio, Mikroembolien, Ruheschmerzen und trophischen Störungen. Das PAA kann auch die Ursache einer akuten Beinischämie sein, die in bis zu 40 % der Fälle zu einer Major-Amputation führt [9].
Die Ergebnisse nach Therapie symptomatischer PAA sind in der Regel deutlich schlechter als nach elektiver Versorgung. Die American Heart Association empfiehlt daher eine früh-elektive Versorgung asymptomatischer PAA ab einem Durchmesser von 2 cm, um das Risiko thromboembolischer Komplikationen und Extremitätenverlust zu mindern [10].
1912 wurde durch Erich Lexer erstmals eine PAA-Ausschaltung mit Veneninterposition durch einen dorsalen Zugang durchgeführt, 1969 durch W.S. Edwards eine proximale und distale Ligatur des PAA zusammen mit einem autologen V. saphena magna- Bypass, die heute noch als therapeutischer Standard gilt [11, 12].
Die endovaskuläre Therapie von PAA wurde erstmals 1994 vorgeschlagen, allerdings existiere bis heute aufgrund der Seltenheit der Erkrankung und fehlender großer randomisierter Studien keine Handlungsempfehlungen mit Evidenzlevel A für die Wahl des Therapieverfahrens.
Im Swedish Vascular Registry (Swedvasc) wurden 717 PAA-Versorgungen mit einem mittleren Follow-up von 7,2 Jahren retrospektiv analysiert. Nach einem Jahr waren die primären Offenheitsraten: posteriorer Zugang Vene 85 %, Gefäßprothese 81 %; medialer Zugang Vene 90 %, Gefäßprothese 72 %. Die Amputationsrate betrug innerhalb eines Jahres 8,8 %. Weitere 17 Amputationen kamen im Langzeitverlauf hinzu, so dass insgesamt 11 % Amputationen registriert wurden. Das Amputationsrisiko im Langzeitverlauf war bei der Verwendung von Gefäßprothesen doppelt so hoch wie bei der Verwendung von autologem Venenmaterial und bei Notfalleingriffen infolge akuter Ischämie etwa zweieinhalbmal so hoch wie bei elektiven Eingriffen. Das Risiko einer Aneurysmaexpansion nach PAA-Versorgung über einen medialen Zugang war signifikant höher als bei Versorgung über einen posterioren Zugang (33% vs. 8,3%) [13]. Weitere Studien kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der posteriore Zugang bezüglich primärer und sekundärer Offenheitsraten sowie des reinterventionsfreien Überlebens überlegen ist, und wenn möglich, autologes Venenmaterial zu bevorzugen ist [14 – 20].