Die Spiegel'sche Hernie (SpH) ist eine seltene Form der ventralen Hernie, die in den meisten Fällen erworben ist. Als SpH wird die Protusion von lokalem präperitonealem Fettgewebe oder eines Bruchsacks durch einen Defekt in der Spieghel-Aponeurose bezeichnet. Als Spieghel-Aponeurose wird die Faszie des M. transversus abdominis bezeichnet, lateral begrenzt durch die Linea semilunaris (reicht von der 9. Rippe bis zur Symphyse) und medial durch den lateralen Rand des Rektusmuskels. Die SpH ist eine interstitielle Herniation mit Durchbrechung der Aponeurose des M.transversus abdominis und des M. obliquus internus abdominis, während die oberflächlich liegende Faszie des M. obliquus abdominis externus meist erhalten bleibt. Prädilektionsstelle dieser Hernie ist die Kreuzungstelle zwischen Linea semilunaris und der Linea arcuata. Bei einer Lokalisation unterhalb der Linea arcuata spricht man von einer "low Spigelian hernia" als Subtyp der SpH, die kaudal der Arteria epigastrica inferior innerhalb des Hesselbach'schen Dreiecks zu liegen kommt. In der axialen Ebene neigt der Bruchsack dazu, sich lateral in die interstitielle Schicht zwischen den Mm. obliquus internus und externus auszudehnen, ohne die intakte Aponeurose obliqua externa zu durchdringen. Die spezifische anatomische Situation der SpH mit einer eher kleinen Bruchpforte und der Entwicklung eines interobliquen Bruchsacks erschweren die Diagnose dieser Erkrankung mit einer besonderen Neigung zur Inkarzeration. Das wichtigste epidemiologische Merkmal ist das Risiko einer Inkarzeration mit der Notwendigkeit eines Notfalleingriffs, das bis zu 17 % aller SpH betrifft. Im Vergleich zu anderen ventralen Hernien hat die SpH daher ein deutlich erhöhtes Inkarzerationsrisiko.
Wegen des erheblichen Einklemmungsrisikos sollten alle SpH operativ behandelt werden.
Unabhängig von der verwendeten Technik wird eine Netzreparatur empfohlen. Nur bei kleinen Hernien (< 2 cm) kann eine Reparatur ohne Netz eine sinnvolle Alternative darstellen.
Die IPOM-Methode gilt als die am einfachsten zu erlernende und am sichersten durchzuführende Methode.
Der Vorteil des IPOM-Verfahrens oder der TAPP-Methode bei der "low Spigelian hernia" ist die Möglichkeit, das gesamte Abdomen zu explorieren. Beide Methoden können auch in der Notfallsituation mit inkarzeriertem Hernieninhalt angewendet werden.