1973 präsentierte der griechische Militärarzt G. Karydakis in der „Lancet“ eine neue Technik zur operativen Behandlung des Sinus pilonidalis, die bis heute unter seinem Namen durchgeführt wird [1]. Karydakis´ Überlegungen beruhten auf die von Patey postulierte Ätiologie des Sinus pilonidalis, nämlich das Eindringen von Haaren in die Haut der Rima ani und die Bildung von Fremdkörpergranulomen [2, 3]. Die Rima ani sollte durch die Operation abgeflacht und eine Narbe lateral der Rima gebildet werden. Erreicht wurde dies durch eine asymmetrische, elliptische Exzision der Haut, die die Fisteln in der Mittellinie einschloss. Auf der Gegenseite erfolgte die Mobilisation eines subkutanen Lappens, ein dreischichtiger Wundverschluss führte dann zu dem gewünschten Ergebnis.
Quelle: Karydakis GE. New approach to the problem of pilonidal sinus. Lancet. 1973 Dec 22;2(7843):1414-5. (Zum Vergrößern anklicken)
Karydakis führte die nach ihm benannte Lappenplastik an 1687 Patienten durch und berichtete in einer großen Studie von den Ergebnissen [1]. Von den nachgesorgten Patienten hatten 8,5 % Wundheilungsstörungen und 9 von 754 entwickelten Rezidive (1,3 %). Hier muss allerdings festgehalten werden, dass die Nachuntersuchung nur 40 % der operierten Patienten einschloss.
Eine Nachfolgearbeit veröffentlichte Karydakis im Jahr 1992 [4]. Bei 5876 operierten Patienten berichtete er über eine Rezidivrate von unter 1 %. Diesmal sollen alle Patienten (!) nachuntersucht worden sein, der Nachsorgezeitraum betrug zwischen 2 und 20 Jahren. Trotz der geringen Rezidivrate gab Karydakis an, die Ursache der Rezidive identifiziert zu haben: Bei einigen Patienten wurde keine ausreichende Lateralisierung der Wunde erreicht, wodurch die Wunde die Rima kreuzte und es hier zu Rezidiven kam. Mehrere Patienten entwickelten im Laufe der Zeit eine Ausdehnung der Haut und dadurch eine Neo-Rima, in der sich neue Pits entwickelten.
Unter den seit Mitte der 1990er Jahre veröffentlichten Studien zur Karydakis-Plastik ist die Arbeit von Kitchen 1996 besonders hervorzuheben [5]. Der Autor fand bei 141 nach Karydakis operierten Patienten eine Rezidivrate von 4 % nach 2 Jahren und eine Wunddehiszensrate von 9 %. 23 % der Patienten wiesen Voroperationen auf. Die Kitchen-Arbeit ist insofern von Bedeutung, da sie vor allem eine präzise Anleitung zur Schnittführung und Rekonstruktion bietet.
In den Studien der letzten 15 bis 20 Jahre wurden nach der Karydakis-Plastik Rezidivraten zwischen 0 bis 6 % nach 5 Jahren Follow-up und Wundinfektionsraten zwischen 8 bis 23 % ermittelt [5, 6 -11].
Fünf prospektiv-randomisierte Untersuchungen aus der Türkei verglichen die Karydakis-Technik mit der Limberg-Plastik [8, 12 - 15]. In einer Studie wurde eine statistisch signifikant höhere Rezidivrate nach der Karydakis-Operation als nach der Limberg-Plastik festgestellt (11 % vs. 2 % [12]), während in drei anderen Studien keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Rezidivhäufigkeit zwischen den beiden Methoden ergaben (2–5 % vs. 3–7 %). In zwei Untersuchungen wurde gezeigt, dass die Wunddehiszenzrate der Karydakis-Plastik signifikant höher war als die der Limberg-Plastik (26 % vs. 8 % bei Ersoy [15] und 15 % vs. 4 % bei Arslan [12]). Nach der Karydakis-Plastik war die Wundheilung in zwei Studien problemloser im Vergleich zur Limberg-Plastik (11 % vs. 21 % bei Ates [13] und 18 % vs. 38 % bei Bessa [8]). Die Rezidivraten bei Limberg- und Karydakis-Plastik sind im Vergleich zu primär offenen Verfahren niedriger [16, 17]. Die Nachuntersuchungszeit in der Studie von Sevinc et al. beträgt jedoch nur 24 Monate [17], während andere Autoren einen Mindestnachuntersuchungszeitraum von 5 Jahren für eine solide Beurteilung für erforderlich erachten.
In ihren Metaanalysen 2018 stellten die Arbeitsgruppen von Prassas und Sahebally fest, dass die Wunddehiszenz- und Wundinfektrate der Karydakis- und Limberg-Plastik gleich niedrig waren. In der Limberg-Gruppe gab es eine geringere Seromrate [18, 19]. Im Vergleich zum Karydakis scheint die Schmerzintensität in der Limberg-Gruppe geringer zu sein [20]. Wundheilungsstörungen traten überwiegend nahe dem Analkanal und der Mittellinie auf [21, 22].
Die deutsche S3-Leitlinie zur Behandlung des Sinus pilonidalis Stand 2020 hält fest, dass das Verfahren nach Karydakis als eines der plastischen Verfahren in Erwägung gezogen werden kann [8, 13 - 15].