In der Literatur konnten keine randomisiert-kontrollierte Studien zur laparoskopischen Leberzystenentdachung gefunden werden. Hingegen steht eine Reihe an Literatur zur Verfügung, welche aus nicht-randomisierten kontrollierten Studien stammt. In dieser Literautrzusammenfassung wurde keine Literatur aus Fallserien mit weniger als 6 Patienten oder nicht-klinischer Forschung berücksichtigt.
Die Fallzahlen sind insgesamt sehr gering und schwanken zwischen 8 und 17 Leberzysten für kongenitale Zysten und 6 bis104 Zysten für Echinococcuszysten. Die geringen Fallzahlen sind bei der Bewertung der Operationszeiten, Komplikationen und auch der Rezidivrate zu beachten.
Operationstechnik
Für die solitären großen Leberzysten wurden gute Ergebnisse mit einer geringen Rezidivrate alleine durch die Zystenentdachung erzielt. Bei der polyzystischen Lebererkrankung geht die Empfehlung zur Resektion von Typ I Zysten, welche in limitierter Anzahl in den anterioren Segmenten der Leber lokalisiert sind). Im Gegensatz dazu sind die Typ II Zysten durch multiple kleine Zysten im Bereich der gesamten Leber charakterisiert, inclusive der dorsalen Segmente.
Der Evidenzgrad für die Behandlung der Echinococcuszysten ist ebenfalls gering. Dennoch besteht die Tendenz zur radikalen chirurgischen Behandlung durch entweder eine Perizystektomie, Leberteilresektion oder einer Zystenfensterung mit gleichzeitiger Zystenwandentfernung. Für jegliche operative Behandlungen der Leberzysten werden sehr unterschiedliche Angaben zur Ometumplastik und der Verwendung von Drainagen angegeben [2-4]. Besonders die Drainageneinlage wird kontrovers diskutiert. Autoren, welche keine Drainge benutzen oder sogar davon abraten argumentieren mit hohen Infektionsraten, jedoch ohne die Rezidivrate zu beeinflussen.
Operationszeiten
Für die kongenitalen solitären Zysten werden mittlere Operationszeiten zwischen 48min bis 87min angegeben [Kathkouda, Zacherl] und für die polyzystischen Läsionen 95min bis 141min [Kathkhouda, Kornprat]. Bei den Echinococcuszysten ist die Operationszeit gewöhnlich länger, da die Operationstechnik eine andere ist und liegt im Mittel zwischen 80min und 179min.
Konversionsraten
Die Konversionsraten sind bei allen Zystenformen niedrig und hängen im Wesentlichen von der Patientenselektion ab. Höhere Konversionsraten liegen bei den Patienten mit polyzystischen Typ II Leberzysten vor.
Krankenhausaufenthaltsdauer
Die Krankenhausaufenthaltsdauer wird im Mittel zwischen 1.3 und 10 Tagen angegeben. Meist liegt die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer jedoch zwischen 2 und 3 Tagen.
Komplikationen und Mortalität
Die überwiegende Anzahl an Autoren gibt eine Mortalität von 0% an. Lediglich Bickel et al. beschreibt einen verstorbenen Patienten, welcher wegen zweier komplexer Zysten behandelt wurde. Der Patient verstarb im Multiorganversagen wegen einer Candidasepsis.
Die Morbidität liegt zwischen 0% und 6,2% für die soliären Zysten und für die polyzystiche Lebererkrankung zwischen 0% und 33%. Bei den Echinococcuszysten werden Angaben von 0% bis zu 33% gemacht. Die Komplikationen sind vielfältig und beinhalten besonders das Galleleck,
Abszesse, Pleuraergüsse, Aszites, aber auch Blutungen oder anaphylaktische Reaktionen bei den infektiösen Zysten.
Rezidivrate/ Nachbeobachtung
Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum liegt zwischen 30 und 49 Monaten. Die Rezidvraten sind gering und liegen zwischen 0% und 18.2%.
Schlußfolgerungen
Neben den allgemeinen Vorteilen des laparoskopischen Vorgehens bei der laparoskpischen Zystenchirurgie der Leber, wird als Nachteil die Zugänglichkeit der Zysten bei variablen Lokalitäten in der Leber gesehen. Die laparoskopische Zystenentdachung wird bei der Echinococcus-Infektion nicht routinemäßig empfohlen, da hier neben einer Vielzahl an Komplikationsmöglichkeiten eine besondere Expertise der Leberchirurgie im Vordergrund steht. Außerdem besteht das Risiko der Verteilung des Zysteninhaltes in der Abdominalhöhle. Sehr visköses Zystenmaterial kann manchmal nur schwer laparoskopisch abgesaugt werden. Manterola et al. hält die Patientenselektion für gute Ergebnisse maßgebend, insbesodere bei Zysten der Lebersegmente I, VII und VIII. Trotz einer sehr niedrigen Konversions- und Morbiditätsrate in der Literatur ist für das Rezidiv insbesondere die präoperative Patientenselektion entscheidend. Patienten mit einer multizystischen oder polyzystischen Lebererkrankung (Typ I) leiden häufiger unter einem Rezidiv, so dass hier andere Therapieoptionen wie beispielsweise eine Leberteilresektion in Frage kommen. Die vorhandene Literatur zeigt jedoch, dass die laparoskopische Zystenentdachung bei solitären symptomatischen Leberzysten eine sehr niedrige Konversions- und Morbiditätsrate hat und diese Behandlung als Standardtherapie empfohlen werden kann.