Primäres Magenkarzinom
Bei einem kurativen Therapieansatz und lokaler Resektabilität besteht grundsätzlich eine Operationsindikation, sofern keine signifikanten Risikofaktoren vorliegen (z. B. Vorerkrankungen oder der Allgemeinzustand des Patienten; siehe auch Kontraindikationen).
Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren der Stadien II und III (cT1/cT2N+ sowie cT3/resektabel cT4Nx) sollte eine prä- oder perioperative Chemotherapie erfolgen.
Um tumorfrei Resektionsränder (R0) zu erzielen, ist in der Regel ein proximaler Sicherheitsabstand von 5 cm (für den intestinalen Typ nach Lauren) bzw. 8 cm (für den diffusen Typ nach Lauren) einzuhalten – ausgenommen bei Mukosakarzinomen (T1a N0 M0). Das Resektionsausmaß (totale versus subtotale Gastrektomie) wird durch die Tumorlokalisation und -ausbreitung sowie durch den histologischen Typ bestimmt, der einen entsprechenden Sicherheitsabstand erfordert.
Magenfrühkarzinom
Ein Magenfrühkarzinom wird als Tumor definiert, der – unabhängig von Lymphknotenstatus, Flächenausdehnung und Fernmetastasierung – auf die Mukosa und Submukosa der Magenwand beschränkt ist. Die Muskularis propria des Magens ist per Definition tumorfrei.
Bei Frühkarzinomen variiert die Häufigkeit der Lymphknotenmetastasierung. Tumoren, die bereits die Submukosa infiltrieren, kommen nicht für eine endoskopische Therapie infrage, da mit einer Wahrscheinlichkeit von 4-20% mit Lymphknotenmetastasen zu rechnen ist.
Rund 5 % der Patienten zeigen ein Magenfrühkarzinom vom Mukosatyp (pT1m), bei dem eine kurative Therapie durch eine endoskopische Resektion möglich ist, da die Wahrscheinlichkeit einer Lymphknotenmetastasierung äußerst gering ist. Betroffene Patienten haben mit einer Fünfjahresüberlebensrate von über 90 % eine ausgezeichnete Prognose.
Indikationen für die endoskopische Resektion
Oberflächliche Magenkarzinome, die auf die Mukosa begrenzt sind (ca. 5 % der Patienten), können unter Berücksichtigung folgender Kriterien mit einer endoskopischen Resektion behandelt werden:
- Läsionen von < 2 cm Größe bei erhabenen Typen
- Läsionen bis zu 1 cm Größe bei flachen Typen
- Histologischer Differenzierungsgrad: gut oder mäßig (G1/G2)
- Keine makroskopische Ulzeration
- Invasion beschränkt auf die Mukosa
Sondersituationen:
Magenstumpfkarzinom (Rezidivtumoren nach subtotaler Gastrektomie):
Restgastrektomie mit dem Ergebnis einer totalen Gastrektomie.
Oligometastasierung:
Im Rahmen eines multimodalen Ansatzes, innerhalb von Studien und bei technischer Möglichkeit, können alle metastatischen Lokalisationen entfernt werden. Erst intraoperativ entdeckte Metastasen können, analog der Ösophagus-Leitlinie, – sofern sie R0-resektabel sind – mitreseziert werden.
Peritoneale Metastasen:
Voraussetzungen:
- PCI < 12
- Komplette Resektion aller makroskopisch sichtbaren Tumoranteile möglich
Vorgehen:
- Neoadjuvante Systemtherapie
- Onkologische Resektion (Gastrektomie/subtotale Magenresektion) mit D2-Lymphadenektomie und tumorfreien Absetzungsrändern
- Vollständige Resektion der peritonealen Metastasen (zytoreduktive Chirurgie)
- Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie
Bei palliativem Therapieansatz kann in seltenen Fällen eine Gastrektomie indiziert sein (z. B. bei Blutung, Perforation, Stenose).
Lymphadenektomie
Die Lymphknotenausräumung der Kompartimente I und II wird als D2-LAD bezeichnet und stellt die Standardlymphadenektomie beim Magenkarzinom dar. Sie gilt als Goldstandard.
Basierend auf der japanischen Klassifikation (Nummerierung) werden die Lymphknoten in mehreren Kompartimenten zusammengefasst. Die D1-Lymphknoten umfassen die Stationen 1 bis 6, das D2-Kompartiment zusätzlich die Stationen 7 bis 11.
Die Lymphknoten der Station 12 werden bei kleinkurvaturseitig gelegenen distalen Karzinomen im Rahmen der onkologischen Resektion mitreseziert. Lymphknoten am Hauptgallengang (Station 12b, wird als M1 gewertet) werden häufig nicht reseziert, um eine Verletzung/Devaskularisierung des Gallengangs zu vermeiden.
Im D3-Kompartiment befinden sich die Gruppen 12 bis 15, die definitionsgemäß keine regionären Lymphknotenstationen des Magens sind. Da sie prognostisch wie Fernmetastasen gewertet werden, klassifiziert man sie als M1 LYM bei Befall.
Um eine Klassifikation pN0 zu erhalten, wird von der UICC eine Mindestanzahl von 16 zu untersuchenden regionären Lymphknoten gefordert. In der deutschen S3-Leitlinie wird eine angestrebte Lymphknotenzahl von ≥ 25 angegeben.