Blutungen
Inzidenz: 2–10 % der Fälle, je nach Erfahrung des Operateurs und dem ausgedehnten venösen Plexus im Beckenbereich.
Herkunft der Blutungen:
- Arteriell: Arteria iliaca communis, interna, externa oder Äste (z. B. Arteria obturatoria, Arteria uterina, Arteria sacralis lateralis).
- Venös: Vena iliaca externa/interna, Vena circumflexa iliaca profunda, Vena obturatoria, paravesikale venöse Plexus.
- Kapillärblutungen: Diffuse Sickerblutungen aus dem Lymphknotengewebe oder kleineren perforierenden Gefäßen.
Management:
- Kleinere Blutungen:
- Bipolare Koagulation oder Hämostatika (z. B. Surgicel, Fibrinkleber).
- Gefäßverletzung:
- Sofortige Kompression mit einer Tupferrolle, um die Blutungsquelle zu lokalisieren.
- Ligatur kleinerer Gefäße mit resorbierbarem Nahtmaterial (z. B. Vicryl 3-0, PDS 5-0).
- Falls eine größere Arterie oder Vene betroffen ist: Gefäßnaht mit monofilem Nahtmaterial (Prolene 5-0) oder Clipping.
- Massive Blutungen:
- Anlage einer vorübergehenden Gefäßklemme zur Stabilisierung des Patienten.
- Falls erforderlich: Konvertierung zu einer offenen OP zur besseren Gefäßdarstellung.
- Transfusionsmanagement: Gabe von Erythrozytenkonzentraten (EK), Fresh Frozen Plasma (FFP), ggf. Tranexamsäure zur Reduktion der Blutung.
Verletzung von Nachbarstrukturen
Die anatomische Nähe der Ureteren, Blase, Darmstrukturen und Nerven erfordert eine sorgfältige Präparation.
Ureterverletzung (1–3 % der Fälle)
Ursachen:
- Direkte mechanische Schädigung durch Dissektion.
- Thermische Schädigung durch Koagulation.
- Strangulation oder Ischämie durch Traktion oder Ligatur.
Diagnose:
- Sichtbare Schädigung oder Durchtrennung des Ureters.
- Methylenblau-Test oder intraoperative Ureterkatheterisierung zum Nachweis von Leckagen.
Therapie:
- Kleine Läsionen (<50 % des Ureterumfangs): Direktnaht mit PDS 5-0 und DJ-Katheter für 6 Wochen.
- Komplette Ureterdurchtrennung:
- Uretero-Ureterostomie (End-zu-End-Anastomose).
- Falls notwendig: Ureterozystoneostomie, Boari-Plastik oder Nephrostomie.
Blasenverletzung (bis zu 5 % der Fälle)
Ursachen:
- Direkte Blasenschädigung während der Mobilisation der Lymphknoten.
- Iatrogene Perforation durch übermäßige Retraktion.
Diagnose:
- Sichtbare Blasenperforation.
- Positiver Methylenblau-Test oder intraoperative Zystoskopie.
Therapie:
- Kleine Defekte: Primärverschluss in zwei Schichten mit resorbierbarem Nahtmaterial (Vicryl 4-0, 2-0). Transurethraler Blasenkatheter für 5-7 Tage mit anschließendem Zystogramm
- Größere Defekte: Primärverschluss und Transurethraler Blasenkatheter für 10–14 Tage, mit anschließendem Zystogramm
Nervenverletzungen
Nervus obturatorius (bis zu 2 % der Fälle):
- Ursache: Direkte Dissektion in der Fossa obturatoria.
- Folgen: Adduktionsschwäche des Beins, Sensibilitätsverlust medial am Oberschenkel.
- Therapie: Sofortige mikrochirurgische Naht oder Nerventransfer bei kompletter Durchtrennung.
Plexus hypogastricus inferior:
- Folgen: Blasenentleerungsstörungen, Sexualfunktionsstörungen.
- Management: Präventiv sorgfältige Schonung der vegetativen Nerven.