Die Indikation zur Metastasenresektion ist eine individuelle Entscheidung, die interdisziplinär gemeinsam mit dem Patienten getroffen werden muss. Dabei stellt die kurative R0-Resektion den Goldstandard der therapeutischen Möglichkeiten dar. Auch die Reihenfolge der chirurgischen Maßnahmen bei synchroner Metastasierung muss individuell entschieden werden.
Im demonstrierten Fall bestand der V.a. ein Lebermetastasenrezidiv im Segment VI bei Z.n. Lebermetastasenresektion vor 5 Monaten.
Parenchymsparende Techniken werden in der Metastasenchirurgie favorisiert. Begrenzte oder atypische Resektionen sind den anatomischen vorzuziehen, da mehr Leberparenchym verbleibt, was insbesondere in der Rezidivsituation von Relevanz ist. Durch Resektionen mit großem Parenchymverlust kann die onkologische Sicherheit/Langzeitprognose nicht gesteigert werden kann.
Nicht die Breite sondern die Tumorfreiheit des Resektionsrandes ist für die Vermeidung eines Rezidivs entscheidend . Auch eine mutmaßliche R1-Resektion ist in Ausnahmefällen zu akzeptieren, weil durch die Resektionstechnik (Aspiration/Elektrokoagulation von Lebergewebe) trotz mikroskopisch nachweisbarem Tumorgewebe am Präparaterand, der Resektionsrand beim Patienten tumorfrei sein kann.
In der Rezidivsituation ist das Resektionsausmaß und die Resektionsform (atypisch, anatomisch) von der Lokalisation und dem Umfang der Erstoperation abhängig. Besonders muss die durch den Ersteingriff veränderte intrahepatische Gefäßanatomie beachtet werden.
Trotz guter Schnittbildgebung kann eine Differenzierung zwischen benigner und maligner Leberraumforderung schwierig sein.
Bilobärer Befall, extrahepatische Tumormanifestation oder Infiltration größerer Gefäße gelten nicht mehr als Kontraindikation. Die optimale Behandlungsstrategie ergibt sich aus der Ausdehnung bzw. der Anzahl der zu operierenden Tumoren/Metastasen.
Bei größeren Resektionen (multiplen Metastasen) muss das verbleibende Leberparenchym kalkuliert werden. Ausschlaggebend ist das nach Resektion verbleibende Lebervolumen („future remnant liver volume“ = FRLV) und die hierfür notwendigen vaskulären Strukturen. Dieses sollte bei mindestens 30% der Restleber liegen, muss aber bei vorgeschädigter Leber (Chemotherapie, Leberzirrhose) erheblich höher kalkuliert werden.
Ist ein Unterschreiten dieser Werte durch die geplante Resektion wahrscheinlich, sollte die Möglichkeit einer präoperativen Konditionierung evaluiert werden.
- Präop. Hypertrophieinduktion (z.B. PVE = Pfortaderembolisation)
- In situ split/ALPPS (Associating Liver Partition and Portal vein ligation for Staged hepatectomy)
- 2-/mehrzeitige Resektionen
- Kombination mit ablativen Verfahren (z.B. RFA = Radiofrequenzablation)
- Sekundäre chirurgische Resektion nach neoadjuvanter Chemotherapie
Durch die Kombination aus chirurgischen und interventionellen Methoden ggf.mit systemischer Therapie können auch sehr fortgeschrittene Befunde einer potenziell kurativen Resektion zugeführt werden.
Primär nicht resektable Metastasen können durch eine Chemotherapie von einem palliativen Stadium in ein kuratives konvertiert werden. Dabei sollte operiert werden, sobald Resektabilität erreicht ist, um die Medikamententoxizität möglichst gering zu halten und um die Problematik der erschwerten Lokalisation durch Tumorregression zu reduzieren.
Die simultane Resektion mit dem Primärtumor bei synchronen Metastasen sollte bei gut zugänglichen Herden angestrebt werden. Das Postulat, die Resektion der Lebermetastase/n prinzipiell nach 2-3 Monaten vorzunehmen, kann so nicht aufrecht erhalten werden.