Indikation zur Lobektomie nach aktueller Leitlinie (2022)
Nach aktueller Leitlinie ist die Lobektomie im UICC-Stadium I, Stadium II und Stadium IIIA (T3N1) die Therapie der Wahl, unter Voraussetzung einer ausreichenden kardiopulmonalen Reserve. War bisher noch die offene Operation via Thorakotomie empfohlen, konnten die Vorteile für ein minimalinvasives Vorgehen bei gleichwertigen onkologischen Ergebnissen hinreichend belegt werden. In der überarbeiteten S3-Leitlinie zur Behandlung des Lungenkarzinoms (2022) wird daher ein minimalinvasives Vorgehen für die Tumorstadien I und II ausdrücklich empfohlen.
Nach anfänglichen Bedenken bezüglich der onkologischen und chirurgischen Sicherheit konnte nach positiven Ergebnissen großer Fallserien die Akzeptanz für ein minimalinvasives Vorgehen deutlich verbessert werden. Nicht zuletzt hängt die Wahl des OP Verfahrens auch stark vom Erfahrungsstand und technischen Fertigkeiten des Operationsteams ab und sollte auch von diesem eingeschätzt werden. (1)
Entwicklung der minimalinvasiven Thoraxchirurgie
Beginnend in den 1990er Jahren hat in den letzten Jahrzehnten eine erhebliche Entwicklung im Bereich der minimalinvasiven Thoraxchirurgie stattgefunden. Nach Verbreitung der Methode und zunehmendem wissenschaftenlichen Interesse konnte in mehreren Studien (2, 3) nachgewiesen werden, dass eine VATS-Lobektomie im Vergleich zur Thorakotomie in frühen Tumorstadien folgende Vorteile bietet:
- weniger postoperative Schmerzen (4)
- geringerer Blutverlust (5)
- eine kürzerer Krankenhausverweildauer mit schnellerer Wiederaufnahme von Alltagsaktivitäten (5)
- weniger postoperative Komplikationen (6)
- bessere postoperative Lungenfunktion
- gleichwertige onkologische Ergebnisse und mediastinale Stagingqualität
- bessere 5 Jahres Überlebensrate (7)
Entwicklung der Uniportalen VATS
In den oben genannten Forschungsergebnissen lässt sich so ein Zusammenhang zwischen den genannten Vorteilen und dem operativen Trauma ableiten. Daher war der nächste Entwicklungsschritt die 3-Port-VATS Technik weiter zu reduzieren. In den letzten 10 Jahren wurde vor allem durch Gonzalez-Rivas et al. die Uniportale VATS Operation auch für komplexe anatomische Resektionen bei Lungenkrebs eingesetzt und weiterentwickelt. (7)
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der wissenschaftliche Beleg für eine Überlegenheit der Uniportalen VATS gegenüber der 3-Port-VATS noch ausstehend, allerdings wurde zumindest die Gleichwertigkeit bisher ausführlich untersucht und bewiesen. Es bleibt spannend wie sich die Thoraxchirurgie weiter entwickeln wird.