Resezierende Eingriffe in der Leberchirurgie werden für sehr unterschiedliche Erkrankungen vorgenommen. Im Vordergrund stehen Lebermalignome, gefolgt von benignen Tumoren, einigen nicht tumorösen Erkrankungen sowie der Leberlebendspende.
Bei der Hemihepatektomie handelt es sich um eine sog. Majorresektion, definiert als Resektion von mindestens vier Lebersegmenten.
Häufige Indikationen für eine Leberresektion
- Malignome
- Primär
- Hepatozelluläres Karzinom (HCC)
- Intrahepatisches Cholangiozelluläres Karzinom (iCCC)
- Cystadenokarzinom
- Metastasen
- Direkte Tumorinvasion
- Primär
- Benigne Erkrankungen
- Lebertumore
- Adenom (ß-Catenin-mutierter Subtyp; männlicher Patient)
- Fokal noduläre Hyperplasie (bei diagnostischer Unsicherheit oder Komplikationen durch verdrängendes Wachstum)
- Hämangiom (bei Kompression von Gefäßen (Budd-Chari-like-Syndrom) und Gallengängen; Kasabach-Meritt-Syndrom)
- Cystadenom
- Die chirurgische Therapie benigner Lebertumore bedarf ein hohes Maß an kritischer Indikationsstellung und ergibt sich aus:
- Diagnostischer Unsicherheit trotz umfangreicher Diagnostik
- Klinischer Symptomatik, z. B. Oberbauchschmerzen, Übelkeit oder Cholestase bedingt durch Tumorgröße, Kompressionserscheinungen oder signifikantes Größenwachstum
- Risiko der Ruptur und Blutung beim Adenom mit der Größe > 5 cm
- Risiko der Entartung beim Leberzelladenom (ß-Catenin-mutierter Subtyp, männlicher Patient)
- Lebertumore
- Nicht-tumoröse Erkrankungen
- Leberzysten/polyzystische Leberdegeneration (bei rascher Progredienz und klinischen Symptomen wie Druckgefühl, Schmerzen, Dyspnoe oder Infektion)
- Parasitäre Leberzysten (Echinokokken)
- Intrahepatische Steine/Caroli-Syndrom
- Rezidivierende Leberabszesse
- Lebertrauma
- Leberlebendspende
- Bei der Indikationsstellung zur Leberresektion müssen onkologische und operationstechnische Aspekte berücksichtigt werden. Voraussetzung sind genaue Kenntnisse über die funktionelle und segmentale Anatomie der Leber sowie ihrer Gefäß- und deren Aufzweigungsvarianten.
- Onkologische Aspekte
- Das Ziel der operativen Therapie von Lebermalignomen ist die R0-Resektion, d.h. die makro- und mikroskopisch komplette Tumorresektion.
- Lediglich bei symptomatischen neuroendokrinen Lebermetastasen kann auch eine R2-Resektion indiziert sein, da ein Debulking von über 90 % der Tumormasse zur Symptomfreiheit führt („zytoreduktive Chirurgie“).
- Die Indikation zur Leberresektion beim iCCC besteht beim technisch resektablen Befund nach Ausschluss einer Fernmetastasierung.
- Funktionelle Aspekte
- Die wichtigste Ursache für die perioperative Mortalität nach Leberresektion stellt das Leberversagen dar. Der Risikoevaluation kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu, da die therapeutischen Möglichkeiten bei einer postoperativen Leberinsuffizienz sehr begrenzt sind. Das Auftreten eines postoperativen Leberversagens korreliert mit:
- Größe und Qualität des verbleibenden Lebergewebes (Zirrhose, Steatose, Fibrose)
- Vorliegen einer Cholestase oder Cholangitis
- Ausmaß des operativen Traumas (Größe der Resektionsfläche, Blutverlust, Dauer einer eventuellen Hilus-Okklusion)
- Vorerkrankungen (Medikamenteneinnahme)
- Postoperative Komplikationen (Galleleckagen, Infektionen etc.)
- Ist die Leber nicht vorgeschädigt und weist eine normale Synthese- und Exkretionsfunktion auf, sind etwa 25-30 % des funktionellen Lebervolumens als Richtgröße für das bei einer Resektion mindestens zu belassende Leberparenchym anzusehen. Voraussetzung hierzu ist allerdings eine einwandfreie arterielle und portalvenöse Blutversorgung sowie eine ungehinderte lebervenöse und biliäre Drainage des verbliebenen Lebergewebes.
- Bei vorgeschädigter Leber (Zirrhose, Fibrose) sind entsprechend höhere Werte anzusetzen (>40%). Besonders schwierig ist die Einschätzung der Funktionsreserve einer Zirrhoseleber (s.u.).
- Ist ein Unterschreiten dieser Werte durch die geplante Resektion wahrscheinlich, sollte die Möglichkeit einer Präkonditionierung (präoperativen Hypertrophieinduktion) evaluiert werden.
- Die wichtigste Ursache für die perioperative Mortalität nach Leberresektion stellt das Leberversagen dar. Der Risikoevaluation kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu, da die therapeutischen Möglichkeiten bei einer postoperativen Leberinsuffizienz sehr begrenzt sind. Das Auftreten eines postoperativen Leberversagens korreliert mit:
- Augmentationstechniken:
- PVE/PVL ( Pfortaderembolisation/-ligatur): Unilaterale selektive Embolisation eines Pfortaderastes (der später zu resezierenden Leberhälfte), um eine ipsilaterale Atrophie und eine kontralaterale Hypertrophie des Lebergewebes zu erreichen.
- „In-situ-split“-Konzept/ALPPS (Associating Liver Partition and Portal vein ligation for Staged hepatectomy): Induktions-Behandlung in zwei Operationsschritten. Dabei wird im ersten Schritt der rechte Pfortaderast bei gleichzeitiger portaler Devaskularisaierung des Segmentes 4 unterbunden und die Leber entlang des Ligamentum falciforme durchtrennt. Die portal komplett devaskularisierten Segmente 4 bis 8 bleiben arteriell durchblutet in situ. Dadurch wächst der links-laterale Leberlappen sehr schnell und erreicht die Fähigkeit, alleine die Organfunktion zu übernehmen. Im zweiten Operationsschritt meist innerhalb von 2 Wochen erfolgt die erweiterte Hemihepatektomie rechts.
- Zwei-/mehrzeitige Resektion. Zunächst atypische Resektion sämtlicher Tumoren aus der später verbleibenden Restleber. Nach erfolgter Hypertrophie dieses Lappens werden die verbliebenen Tumoren in einer zweiten Operation entfernt.
- Weitere Alternativen sind eine
- Kombination mit ablativen Verfahren (z.B. RFA = Radiofrequenzablation)
- Sekundäre chirurgische Resektion nach neoadjuvanter Chemotherapie (derzeit ausschließlich bei kolorektalen Metastasen).
- Leberzirrhose:
- Die Einschätzung der Funktionsreserve einer Zirrhoseleber ist schwierig. Neben dem körperlichen Allgemeinzustand und dem Child-Pugh-Score ist die Schwere der portalen Hypertension von entscheidender Bedeutung. Die wichtigsten Parameter für eine ausreichende postoperative Leberfunktion sind ein normwertiges Bilirubin und ein Lebervenendruckgradient von < 10 mmHg. Indikatoren für das Ausmaß einer portalen Hypertension sind die Milzgröße, das Vorhandensein von Ösophagusvarizen und die Thrombozytenzahl (Cave: < 100.000/μl).
- Bei einer Leberzirrhose ist das Resektionsausmaß daher limitiert (Keilexzisionen, Mono- oder Bisegmentektomien). Lediglich im Child-A-Stadium ohne portale Hypertension kann im Einzelfall auch eine Hemihepatektomie möglich sein. Eine Child-C-Zirrhose stellt eine Kontraindikation zur Leberresektion dar.
- Es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko bei portaler Hypertension durch komplikationsträchtige, riskante Präparation im Leberhilus.
- Die Lebertransplantation gilt aus onkologischer Sicht in definierten Grenzen (u.a. Mailand-Kriterien) als die Therapie der Wahl für das HCC in der zirrhotischen Leber, da nicht nur das HCC sondern auch die zugrunde liegende Lebererkrankung behandelt wird. Es liegen 5-Jahres-Überlebensraten von bis zu 70% und höher vor. Grundsätzlich gilt, dass vor der Transplantation eine Makrogefäßinvasion, Lymphknoten- und Fernmetastasen ausgeschlossen sein müssen.
- Allerdings gilt in Anbetracht des Organmangels in Deutschland und verbesserten operativen Ergebnissen der Leberchirurgie auch in der Zirrhoseleber bei ausreichender Leberfunktion die Leberteilresektion als legitime Alternative.
Bemerkung: Die Hemihepatektomie rechts gehört zu den technisch anspruchsvollen Eingriffen der robotischen Leberchirurgie Bevor man einen solchen Eingriff robotisch indiziert, sollte zuvor schon Erfahrungen mit Minorresektionen, wie zum Beispiel atypischen Resektionen oder linkslateralen Resektionen (Bisegmentektomie Segmente 2 und 3) und idealerweise auch der Hemihepatektomie links gesammelt haben.