3.1 Standarddiagnostik
Anamnese
- Prolaps: nur während der Defäkation, bei körperlicher Anstrengung, dauerhaft
- schleimiger Ausfluss (durch Mukositis: mechanische Belastung der Mukosa infolge der Intussuszeption)
- peranale Blutabgänge, z.B. durch ein Ulcus recti simplex (benigne, häufig beim Rektumprolaps, immer anterior gelegen)
- Obstipation/Diarrhoe, gelegentlich im Wechsel
- Gefühl der unvollständigen Entleerung = repetitiver Toilettenbesuch mit heftigen, frustranen Pressversuchen
- Bleistiftstühle, Skyballa
- Tenesmen
- Inkontinenz: Stuhlschmieren, Pruritus ani
- bei Frauen häufig Beckenbodensenkung mit Harninkontinenz
- soziale Beeinträchtigungen: Z.B. Toilette muss immer in der Nähe sein, Fastenperiode vor Verlassen des Hauses
Inspektion/Pressversuch
So beeindruckend ein fortgeschrittener Rekumprolaps sein mag: Er kann leicht übersehen werden, wenn er nur im Rahmen der Defäkation auftritt und der Patient während der Untersuchung aus Scham ein starkes Pressen vermeidet oder – was nicht selten vorkommt – Pressen mit Kneifen verwechselt.
- Häufig tritt der Prolaps erst nach mehreren Pressversuchen auf
- Ggf. Untersuchung in Hockstellung oder auf dem Toilettenstuhl
- Typisch für den kompletten Rektumprolaps: zirkuläre Schleimhautfalten
Rektal-digitale Untersuchung
- Aktives Anspannen bzw. Relaxation lässt eine grobe Einschätzung des Sphinkterapparates zu
- Beim Pressen kann ggf. eine Intussuszeption oder Rektozele getastet werden
- Induration von Schleimhautarealen: Könnte Hinweis auf ein Ulcus recti simplex sein
Endoskopie
Proktoskopie
- Intussuszeption ist häufig (nicht immer) an einer Vorwölbung der ventralen Rektumwand durch den Analkanal erkennbar, wenn das Proktoskop bis an das äußere Ende des Analkanals zurückgezogen und der Patient zum Pressen aufgefordert wird.
Rektoskopie
- Kann ein Ulcus recti simplex zeigen (immer anterior lokalisiert)
- Eine distale Proktitis beginnend am anorektalen Übergang und abrupt bei 10-12 cm ab ano endend wird häufig von einem Rektumprolaps begleitet
Koloskopie
- Präoperativer Standard zur Untersuchung der kolorektalen Topographie und zum Ausschluss weiterer Pathologika
Funktionsdiagnostik
Funktionsuntersuchungen wie die anorektale Manometrie sind bei Patienten mit Rektumprolaps empfehlenswert, denn neben der Evaluation der Kontinenz lassen sich so Patienten detektieren, die trotz Rektopexie weiterhin inkontinent bleiben werden.
Bei der Manometrie sind für einen Rektumprolaps mit Inkontinenz niedrige Ruhe- und Kontraktionsdrücke typisch.
3.2 Zusatzdiagnostik
Zusätzliche Funktionsuntersuchungen wie die Elektromyographie und Messung der Nervenleitgeschwindigkeit sind Ausnahmefällen vorbehalten.
Die Defäkographie kann einen inneren Prolaps bestätigen, bei einem äußeren Prolaps kann auf die Durchführung verzichtet werden.
Bei V.a. einen Sphinkterdefekt ist die Endosonographie hilfreich.