Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
Ihr Körpermassenindex liegt nach der Ihnen bekannten Berechnungsmethode über 35 kg/m2. Krankhaft erhöhtes Übergewicht verkürzt die durchschnittliche Lebenserwartung beträchtlich und kann zu Folgeerkrankungen wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Schlafapnoe, Gallensteinen, Herzerkrankungen, Muskel-und Gelenkschäden sowie psychosozialen Problemen führen.
Die grundlegende Behandlung, die aus einer bestimmten Diät sowie ggfs. aus unterstützenden psychologischen Maßnahmen besteht, führte bei Ihnen nicht zum Erfolg. Die medizinischen Kriterien für eine operative Behandlung sind gegeben.
Im ärztlichen Aufklärungsgespräch wurde ich persönlich über die Magenbypass-Operation und deren operative Durchführung ausführlich aufgeklärt.
Die Operation wird in Narkose durchgeführt. Die Aufklärung hierzu erfolgt durch den Narkosearzt.
Die Operation beinhaltet eine Durchtrennung von Magenanteilen und Ausschaltung von Dünndarmanteilen (s .Abbildung).
Generell handelt es sich um einen großen Eingriff mit vielen Komplikationsmöglichkeiten, auch wenn der Zugang nur minimal-invasiv (Bauchspiegelung) ist.
Das Sterblichkeitsrisiko liegt nach internationalen Metaanalyse von Buchwald (2004) bei 0,5 %. Sie ist damit höher als beim Magenband mit 0,1 %.
Speziell für die Operation beim Magenbypass muss darauf hingewiesen werden, dass während der Operation eine Verletzung des Magens, der Speiseröhre und anderer Organe (Milz, …) auftreten können. Bei einer Milzverletzung muss das Organ möglicherweise auch entfernt werden, wodurch später eine Infektanfälligkeit resultieren kann. Ein Verfahrenswechsel (von laparoskopischer Operation auf offene Operation) ist möglich, wenn Komplikationen auftreten oder eine Fortführung der videoendoskopischen Operation mit einem zu hohen Risiko verbunden ist. Dem Operateur obliegt die Entscheidung, ob ein Bauchschnitt durchgeführt werden soll.
Vor-Operationen im Bauchraum erhöhen das operative Risiko und erhöhen den Schwierigkeitsgrad. Insbesondere Voroperationen im linken Oberbauch (Magen, Zwerchfellbruch, ...) erschweren den Eingriff.
Es gibt verschiedene Formen des Magenbypass zur Gewichtsreduktion. Oftmals kann erst während der Operation entschiedenen werden, welche Form letztendlich gewählt wird. Die Schlingenführung zum Magen kann oberhalb oder unterhalb des Dickdarms erfolgen. Dies hängt von der Länge und Beweglichkeit des Dünndarmes ab. Diese lässt sich vor der Operation nicht bestimmen, so dass der Operateur nach besten Wissen und Gewissen die Wahl entscheiden muss. Bei Hochrisikopatienten, extremer Fettansammlung und Voroperationen kann der Mini-Bypass mit nur einer Anastomose gewählt werden, wo nur eine Neuverbindung zwischen Magen und Darm gebildet wird. Auf die zweite Anastomose zwischen Darm und Darm wird verzichtet. Dementsprechend ist die Verdauungsschlinge länger. Diese Verdauungssäfte laufen dann über die Magen-Darm-Verbindung.
Ich wurde über die Notwendigkeit des Eingriffs, seine Risiken, mögliche Früh- und Spät-Komplikationen informiert. Insbesondere wurde ich auf folgende Risiken und Komplikationsmöglichkeiten hingewiesen:
Allgemeine Komplikationen: Infektion (einschließlich Hepatitis), Thrombosen und Embolien, Notwendigkeit von Bluttransfusionen, Wundheilungsstörungen. Bluttransfusionen und Transfusionen von Blutbestandteilen haben ein eigenes Infektionsrisiko.
Komplikationen während des Eingriffs, wie Organverletzungen, Blutungen, Nervenverletzungen.
Operationen am Darm gehen prinzipiell mit der Gefahr einer Nahtinsuffizienz einher. Es können beim Einführen der Magensonde auch Verletzungen des Rachens und der Speiseröhre auftreten.
Wird ein Harnblasenkatheter gelegt, so sind auch Verletzungen von Harnröhre und Blase möglich. Durch die Operationslagerung können Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindlichkeitsstörungen und sehr selten Lähmungen der Arme und Beine auftreten. Das Risiko ist allerdings bei extremem Übergewicht erheblich höher als bei Normalgewichtigen. Haut- und Gewebsschädigungen durch elektrischen Strom, Hitze und/oder Desinfektionsmittel sind ebenfalls selten. Diese Schäden bilden sich meist von selbst zurück.
Bei der laparoskopischen Operation kann durch das Einblasen von Gas zu einem Druckgefühl und Schulterschmerzen führen. Diese klingen ebenso wie ein Knistern der Haut rasch ab. Dringt das Gas in den Rippenfellraum ein (Pneumothorax), kann es erforderlich werden, eine Drainage in die Brusthöhle einzulegen.
Nach der Operation können in der unmittelbar postoperativen Phase als auch noch später nach Monaten und Jahren innere Brucheinklemmungen, Verwachsungen, Darmverschlüsse, Abszesse (Eiteransammlungen), Engstellung der Magen-Darm-Verbindung und Geschwüre auftreten.
Manchmal kommt es nach einer Operation mittels Bauchschnitt zu einem Narbenbruch (Hernie), der meist operativ verschlossen werden muss. Dies kann bei laparoskopischen Operationen auch im Bereich eines Trokars auftreten. Bricht nach einer offenen Operation die Bauchnaht in ihrer ganzen Länge auf (Platzbauch), ist eine erneute Operation unumgänglich. Ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Operationsnarben kann zurückbleiben. Bei manchen Patienten reagiert die Haut aufgrund von Wundheilungsstörungen oder entsprechender Veranlagung mit überschießender Narbenbildung (Keloid), solche Narben können schmerzhaft sein und ästhetisch stören.
Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden (Thrombose), die verschleppt werden und ein Blutgefäß verschließen können (Embolie). Als vorbeugende Maßnahme kommt die Gabe gerinnungshemmender Mittel (z.B. die Injektion von Heparin) in Betracht, die allerdings zu Blutungsneigung und sehr selten zu einer schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.
Bei Allergien und Überempfindlichkeiten (z. B. auf Medikamente, Desinfektionsmittel, Latex) können Reaktionen auftreten, die auch Organfunktionen beeinträchtigen können.
Komplikationen nach dem Eingriff, wie Wundheilungsstörungen, Narbenbrüche und funktionelle Folgezustände sind ebenfalls möglich. Bei Undichtigkeiten (Leckagen) der Neuverbindung zwischen Vormagen und Dünndarm kann es zu Bauchfellentzündung mit der Notwendigkeit der erneuten Operation kommen. Eine spätere Umkehr der Operation (Wiederanschluss des Magens) ist faktisch nicht mehr oder nur mit einem hohen operativen Risiko möglich.
Der Restmagen kann nicht mehr gespiegelt (Endoskopie) werden und eine endoskopische Behandlung von Gallengangssteinen (ERCP) ist auf herkömmlichen Wege nicht mehr möglich.
Ich bin darüber ausführlich informiert worden.
Langzeitfolgen können Vitamin- und Eisenmangelerscheinungen sein, Kurzdarmsymptomatik und eine Störung im Kalziumstoffwechsel mit Folgen einer Osteoporose.
Bei geplanter Schwangerschaft ist eine erhöhte Vitaminsupplementation erforderlich, da es sonst zu Missbildungen kommen kann. Die Antikonzeption ist bei malabsorptiven Verfahren nicht mehr gewährleistet. Vorbeugende Magenspiegelungen können so nicht mehr durchgeführt werden.
Eine endoskopisch retrograde Untersuchung des Bauchspeicheldrüsenganges (ERCP) ist nicht mehr durchführbar.
Der Erfolg der Behandlung und die Vermeidung von Komplikationen hängen von der Mitarbeit des Patienten ab. Ich wurde ausreichend über die Notwendigkeit der Einhaltung von Essgewohnheiten und Nachuntersuchungen informiert. Bei Nichteinhaltung der vorgegebenen Regeln (3 Mahlzeiten, kleine Portionen, Nahrungsauswahl) kann es zu Problemen kommen und der Gewichtsverlust geringer ausfallen. Alkohol ist streng zu meiden, da er rasch aufgenommen wird. Die Wirksamkeit von Medikamenten, wie auch der „Pille“ zur Schwangerschaftsverhütung, kann eingeschränkt sein.
Die Mitwirkung des Patienten ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Behandlung und die Vermeidung von Nebenwirkungen.
Bei auftretenden Problemen setzen Sie sich sofort mit der behandelnden Klinik in Verbindung.
Ich erkläre hiermit meine Einwilligung zu diesem Eingriff. Es bestehen keine weiteren Fragen meinerseits.
Autor:
Prof. Dr. med. Rudolf Weiner
SANA Klinikum Offenbach
Klinik für Adipositas Chirurgie und Metabolische Chirurgie