Die anstehenden Karnevalstage dürfen wir zum Anlass nehmen und auf ein bisher vernachlässigtes Thema aufmerksam machen, das alle Chirurgen betrifft. Während eines Eingriffs kitzelt es plötzlich in der Nase und man muss niesen. Die Frage ist nur, in welche Richtung?
Steht man am OP-Tisch und muss niesen, stellt sich zurecht die Frage, wohin man den Kopf wenden soll. Allgemein verbreitet ist die Meinung, dass man die Operationswunde beim Niesen anschauen soll, sodass eventuell austretende Tröpfchen nach rückwärts durch die nicht ganz dicht schließenden seitlichen Anteile der Gesichtsmaske hinter den Kopf des Operateurs entweichen.
Diese landläufige Meinung wurde in einem experimentellen Setting überprüft. Dazu nahm ein Chirurg mit standardmäßiger Mund-Nasen-Schutzmaske einen kleinen Schluck Wasser in den Mund und wurde gebeten, etwas gemahlenen Pfeffer zu inhalieren, um einen Niesreiz auszulösen. Die Verteilung der beim Niesen explosionsartig austretenden Wassertröpfchen wurde in einer Dunkelkammer vor dunklem Hintergrund mittels einer Stroboskoplampe von 10 Hz dokumentiert. Hierbei wurde festgestellt, dass beim Niesen mit Gesichtsmaske am unteren Maskenrand die meisten Tröpfchen austreten und sich vor der Brust des Operateurs tummeln. Seitlich der Gesichtsmaske und hinter dem Kopf des Operateurs wurden so gut wie keine Tröpfchen nachgewiesen.
Auch wenn die Empfehlung, beim Niesen die Wunde anzuschauen, logisch erscheint, beweist die Studie, das diese Hypothese einer realen Grundlage entbehrt. Die Studie empfiehlt keine spezielle „Niesrichtung“, vielmehr soll der Operateur beim Niesen seinem Instinkt folgen.
Quelle:
Granville-Chapman J, Dunne R L. Excuse me! BMJ 2007; 335 :1293