Die Überlebensrate von Schokolade auf Krankenstationen

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Die Überlebensrate von Schokolade auf Krankenstationen

Schokolade ist in gesundheitlicher Hinsicht ein beliebtes Forschungsobjekt. So soll insbesondere der Konsum von dunkler Schokolade das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen senken. Britische Wissenschaftler haben mit einer Beobachtungsstudie nun herausgefunden, wie lange der Inhalt von Pralinenschachteln überlebt, die als Präsent von Angehörigen auf Krankenstationen abgegeben wurden. Mit ihrer Studie schließen die Forscher eine beklagenswerte Lücke an wissenschaftlicher Literatur zu diesem bis dato vernachlässigten Thema.

Multicenter-Studie rund um die Praline

Hauptziel der Studie war die mittlere Überlebenszeit einer Praline sowie die mittlere Zeit zwischen Entdeckung der Pralinenschachtel und dem Öffnen derselben durch Stationsmitarbeiter. Dazu wurden an drei Krankenhäusern in Großbritannien auf vier Krankenstationen Pralinenschachteln der beiden am häufigsten von Angehörigen verschenkten Sorten diskret platziert („Quality Street“ von einem Schweizer Hersteller und „Roses“ aus britischer Produktion). Insgesamt wurden 258 Pralinen auf jeder Station hinterlassen, wobei die Pralinenschachteln unter ständiger, heimlicher Beobachtung standen. Wurde eine Praline entnommen, wurde die Zeit von einem versteckten Beobachter erfasst wie auch die Zeit, die verstrich, bis die entdeckten Pralinenschachteln geöffnet wurden.

Krankenstationen – ein gefährliches Terrain für Pralinen

Fast ¾ der Pralinen haben die Studie nicht überlebt und wurden von Stationsmitarbeitern konsumiert. Die Überlebensdauer der Pralinen betrug durchschnittlich 51 Minuten. Die mittlere Zeit zwischen der Platzierung und Öffnung der Pralinenschachteln betrug im Mittel 12 Minuten. Interessanterweise überlebten mehr Pralinen der Marke „Quality Street“ den Feldversuch, was die stärkere Vorliebe des Stationspersonals für heimische Produkte belegt. Die meisten Pralinen, rund 28 %, wurden vom Pflegepersonal konsumiert. Ärzte standen mit 15 % an dritter Stelle der Pralinennascher. Im Setting war eine exponentiell abfallende Kurve beim Pralinenverzehr zu beobachten, an deren Anfang eine relativ kurze Phase des intensiven Zugreifens („Grabbing“) stand.

Beurteilung der Pralinenstudie

Die Studie zeichnet sich durch das Multicenter-Design sowie einer guten Fallzahlberechnung aus. Allerdings weist sie wegen ihres explorativen Charakters nur eine geringe Stichprobengröße auf, woran auch die hohe Aussagekraft nichts ändert. Auch wurden in der Studie nur zwei Pralinensorten miteinander verglichen.

Unglücklicherweise wurde die Studie zur Ramadan-Zeit durchgeführt, was zu einer Verzerrung der Ergebnisse geführt haben könnte. Da die Studie im Hochsommer stattfand, stellt sich zurecht die Frage, ob das Ergebnis im Dezember (Vorweihnachtszeit) oder im Januar (Diät-Pläne) anders ausgefallen wäre. Um das Thema weiter zu erforschen, sollten zukünftige Studien mit angemessener Stichprobengröße die Vorlieben für bestimmte Geschmacksrichtungen ermitteln, z. B. Mokkacreme, Champagnertrüffel etc.

Resümee 

Die erschreckend kurze Überlebenszeit von Pralinenschachteln auf Krankenstationen legt den Schluss nahe, dass die Anzahl von Pralinenschachteln, die Angehörige beim Stationspersonal abgegeben, erhöht werden muss. Außerdem sollte gegen die Tendenz einzelner Pralinenhersteller angegangen werden, die Größe der Pralinenschachteln klammheimlich zu verkleinern.

Quelle:

Gajendragadkar PR, Moualed DJ, Nicholson PLR, Adjei FD, Cakebrad HE, Duehmke RM, Martin CA. The survival time of chocolates on hospital wards: covert observational study. BMJ 2013; 347: f7198, doi:10.1136/bmj.f7198

http://www.bmj.com/content/347/bmj.f7198?etoc=